Erforschung von Scham

Umgang mit Scham für Verbindung

Gehen Sie die folgenden vier Schritte durch, um nach einer Schamattacke wieder in Verbindung mit sich selbst und ihrem inneren Gleichgewicht zu kommen.

1a. Erleben Sie die Auswirkungen der Scham auf ihren Körper.

Sie kann sich wie warme Wellen anfühlen, die Sie erröten lassen

oder wie ein unbehagliches Gefühl im Magen.

1b. Erinneren Sie sich daran, dass es wichtig ist, Kontakt damit aufzunehmen,

was Sie fühlen und brauchen.

Tun Sie nichts um der Scham auszuweichen oder um Sie zu betäuben.

Wenn Sie handeln, bevor Sie mit sich selbst in Verbindung gekommen sind,

besteht das Risko etwas zu tun, was Sie später bereuen.

2. Machen Sie sich bewusst, dass Sie irgendeine Art von Unterstützung brauchen

und dass es nützlich wäre, anderen davon zu erzählen, wie Sie sich fühlen.

3. Nehmen Sie Kontakt zu einer Person auf, von der Sie wissen, dass sie zuhören kann

und erzählen Sie ihr, worüber Sie sich schämen.

Wenn niemand erreichbar ist, stellen Sie sicher, dass Sie sich selbst mitfühlend zuhören.

Scham kann uns nicht länger beherrschen, wenn wir eine empathische Verbindung erleben.

4. Sollten Sie die Scham nicht in ihrem Körper erlebt haben, können Sie sie daran erkennen,

wie Sie sich auf dem Schamkompass in einer der Richtungen bewegen.

Aussagen, die Scham hervorrufen können

Du bist … scheu, peinlich, schlecht, ein mieser Charakter, betrogen, geschlagen, ein Dreckschwein, tollpatschig, verachtenswert, kritiksüchtig, beratungsresistent, unterlegen trotz all deiner Vorteile, unvollkommen, mangelhaft, demoralisiert, schmutzig, enttäuscht, entmutigt, nicht geachtet, lahm, betreten, emotional gelähmt, neidisch, entblöst, ein Versager, ein Fake, makelhaft, albern, habgierig, schuldig, hilflos, gedemütigt, immer verletzt, stolz wie ein Hahn, ignoriert, ein Blender, ein Loser, ein Angeber, zu impotent, gemütigt vor allen anderen, gehemmt wie Staudamm, die Unsicherheit in Person (nicht wahr?), eifersüchtig, ohne Gesicht, ein Mensch mit niedrigerem Selbstbewusstsein als ein Wurm, unbescheiden, eine Kränkung für alle, die personifizierte Armut der Seele, extem prüde, ein Risiko für unser aller Privatsphäre, von den meisten von uns abgewiesen, ohne Selbstzweifel, verwirrt, geschlechtslos, gefühllos, faul, schüchtern, feige, ein todtrauriges Exemplar von Mensch, armselig, wie eine Schlampe, dumm, bagatellisiert, hässlich, uncool, unglaubwürdig, schwach, ein Nutte, ein Dieb, ein Verräter, ein Betrüger, eine Lusche, ein Lügner, ein Fähnlein im Wind, einer dem auch alles recht ist, eine ewige Neinsagerin, ein Spielverderber, ein Spassbremse, so humorlos wie ein Bock Holz im Wald, verwirrt und weisst es noch nicht mal, ballaballa — ad infinitum

Oder: wenn ich selber das denke – Ich bin …

Erstelle deine persönliche Liste der Bewertungen, die am Scham bei dir auslösen.

Bewerte von 1-10 – die Scham Hitliste. Evergreens. Best of …

Bitten und Scham

1. Wofür schämen Sie sich darum zu bitten? Schreiben Sie die konkrete Bitte Wort für Wort auf.

2. Was sind die Bedürfnisse hinter dieser Schamreaktion?

(Sollten Sie nichts finden, schauen Sie in Richtung von Zugehörigkeit, Akzeptanz, Respekt und

werden Sie von dort aus spezifischer.)

3. Was ist an diesen Bedürfnissen beschämend?

(Gibt es „sollte-Gedanken“ um diese Bedürfnisse herum oder gehen irgendwelche Schubladen

auf, wenn Sie erkennen, dass Sie diese Bedürfnisse haben?)

4. Gibt es vielleicht noch andere Gefühle neben der Scham, wenn Sie sich mit diesen Bedürfnissen

verbinden? Weisen diese Gefühle auf weitere Bedürfnisse hin?

Wertschätzung und Scham

1. Gibt es eine Wertschätzung, bei der Sie Scham empfinden würden, sollte sie Ihnen gegenüber in der Gruppe jemand aussprechen?

2. Gibt es eine Wertschätzung, die Sie zum Ausdruck bringen wollten und die Scham oder peinliches Empfinden auslöst beim Gedanken diese auszusprechen?

Übung zur Wut

  1. Unterscheiden Sie zwischen der Beobachtung und der Bewertung
  2. Finden Sie das „sollte-Denken“
  3. Wählen Sie ein besonders starkes „sollte“ aus. Um welches Bedürfnis geht es Ihnen?
  4. Auf welche Art und Weise spielt Scham in dieser Situation eine Rolle?

Nein-Sagen und Schuld und Scham

  1. Wählen Sie eine Situation, in der Sie zu jemandem „nein“ sagen möchten, aber entweder stattdessen „ja“ sagen, um von der Schuld wegzukommen odert tatsächlich „nein“ sagen, aber sich dabei schuldig fühlen.
    Es kann eine immer wiederkehrende Situation sein, etwas, das noch nie passiert ist, aber wovon sie fürchten, dass es eintreten wird oder etwas, das einmal vorgekommen ist.
    Worum bittet Sie die andere Person? Schreiben Sie diese Bitte auf.




  2. Stellen Sie sich vor, dass Sie zu der Bitte „nein“ sagen.
    Wozu sagen Sie dann „Ja“? Welche Bedürfnisse wollen Sie mit diesem „Nein“ erfüllen?




  3. Welche Ihrer Bedürfnisse werden durch ein „nein“ nicht erfüllt?




  4. Welche Bedürfnisse vermuten Sie hinter der Bitte der anderen Person?




  5. Wenn Sie das Augenmerk auf alle Bedürfnisse bei Ihnen und der anderen Person gleichzeitig richten, wie fühlt sich das dann an?




In Gruppenarbeit:

Tauschen Sie sich aus, geben Sie einander Empathie und machen Sie gegebenenfalls ein Rollenspiel.

Schubladen/Etiketten und Scham erforschen

  1. Wählen Sie eine Schublade/ein Etikett, welches etwas Scham in Ihnen auslöst
  2. Bitten Sie ihre Partnerin es laut auszusprechen und Sie dabei anzusehen
  3. Nehmen Sie ihre Reaktion wahr und beschreiben Sie diese der anderen Person. Finde das Bedürfnis hinter den Reaktionen.

    Vorschlag: weniger reden und mehr spüren

Identität und Scham

Lieblingsidentitäten:

Ich möchte gern gesehen werden als:











Unerwünschte Identitäten:

Ich möchte nicht gesehen werden als:










Was bedeutet es, so gesehen zu werden?

Was bringen diese Zuschreibungen mit sich?

Warum sind sie so unerwünscht?

Welche Bedürfnisse wollen Sie ihnen zeigen?

Schuld und Scham

Schuld sagt ‚Ich habe etwas falsch gemacht,‘ Scham sagt ‚etwas stimmt nicht an mir‘;

Schuld sagt ‚Ich habe einen Fehler gemacht‘, Scham sagt ‚Ich bin ein Fehler‘;

Schuld sagt ‚Was ich getan haben, war nicht gut‘, Scham sagt ‚Ich bin nicht gut.‘

John Bradshaw

  1. Schuld ist eine Mischung aus verschiedenen Gedanken und Gefühlen.
  2. Schuld verschwindet vielleicht, wenn wir irgendetwas dagegen unternehmen, aber das verändert nichts an den Schamgefühlen die darunter liegen.
  3. Wenn wir versuchen Scham zu vermeiden, indem wir beispielsweise „ja“ sagen, obwohl wir „nein“ sagen wollen, dann führt dies oft zu Wut oder mehr Schuld.
  4. Schuld ist ein Zeichen dafür, dass wir mindestens zwei Bedürfnisse haben, die wir erfüllen wollen.
  5. Schuld ist ein Zeichen dafür, dass wir (oder ein Teil von uns) glaubt, dass wir eines unserer Bedürfnisse für ein anderes aufgeben müssen – dass wir glauben, dass Bedürfnisse miteinander in Konflikt stehen.
  6. Schuld ist ein Zeichen dafür, dass wir Bedürfnisse verwechseln mit den Strategien, die wir verwenden, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
  7. Viele von uns neigen dazu Schuld vermeiden zu wollen, weil sie unser Selbstbild angreift.

Literatur:

Bradshaw, John (1988) Wenn Scham krank macht: Verstehen und Überwinden von Schamgefühlen.

Larsson, Liv (2012) Wut, Schuld & Scham: Drei Seiten der gleichen Medaille



Weitere Übungen zur Scham

Sich ausserhalb der gesellschaftlichen Normalität bewegen(2 x 5 Minuten)

Person A fragt:

Erinnere dich an Situationen in deinem Leben, wo du ausserhalb der Normalität warst?

Wie war das für Sie?

Falls Person B nicht so leicht Situationen finden kann, sind hier ein paar Beispiele, für Inspiration:

  • Ein merkwürdiges Hobby haben.
  • Einen Person des falschen Geschlechts oder Alters lieben.
  • Ungewöhnliche Kleidung tragen oder Frisur.
  • Falsche Freunde
  • Eine ungewöhnliche Arbeit

Fragen

Haben Sie schon eimal etwas Ihnen im Vertrauen Gesagtes an eine dritte Person ausgeplaudert?

Wie ging es dir damit, als es dir auffiel, dass du so gehandelt hast?

Hast du schon einmal deine Kinder auf eine Art angesprochen – laut oder ärgerlich – die dir im Nachhinein als unpassend erschien? Wie ging es dir damit, als es dir klar wurde?

Warst du schon einmal in Geldnot – grosser oder kleiner – und hast dich dafür geschämt?

Hattest du es leicht in der Notlage andere um Hilfe zu bitten?

Wie ist es für dich, um Hilfe zu bitten, wenn es dir sehr schlecht geht?

Verletzlichkeit zeigen oder nicht? (2 x 5 Minuten)

Person B fragt A:

In welchen Situation fühlst du dich verwundbar, aber zeigst es nicht?

Wähle eine Situation und beschreibe sie.

Person A findet und teilt eine Situation.

Person B fragt dann: Wie reagierst du dann?

Wirst du kälter oder härter?

Gehst du in den Rückzug?

Tutst du Dinge um die Liebe einer anderen Person zu „erkaufen“?

Person A spürt und nach und teilt ihre Reaktion.

Person B fragt dann:

Bist du mit deiner Entscheidung zufrieden oder hättest du gern mehr Kontakt?

Falls ja, dann ist es nützlich Verletzlichkeit zu zeigen.

Schamsituationen erkunden

Beschreibe einige Situationen, in denen du Scham erlebt hast und bewerte sie nach Intensität der Scham auf einer Skala von 1-10.

Ergänze Gedanken, die in der Situation in dir aufsteigen.

Ordne deine Reaktion einer der Richtungen des Bedürfniskompasses zu.

Beispiele:

  1. Ich spreche über etwas, das mich interessiert. Plötzlich ändert mein Gegenüber das Gesprächsthema ohne darauf einzugehen, was ich gerade gesagt habe.
    Mein Gedanke dazu: „Ich bin langweilig. Das hier ist erniedrigend.“
    (Rückzug)
  2. Als der Blick vieler Menschen auf dich gerichtet ist, sagst du nicht was du fühlst.
    Mein Gedanke: „Ich bin schüchtern, das ist so peinlich.“
    (Selbstvorwurf)
  3. Jemand sagt dir: „Warum tust dich nicht einfach, was du mir versprochen hast?“
    Mein Gedanke: „Und wer vor mir war dein letzter Sklave!?“
    (Vorwurf)

Beziehungen voller Scham

Erkunde deine Verletzlichkeit

Du verlässt eine Gruppe von Menschen und diese bleiben beisammen.
Was wäre das Schlimmste, was diese Personen über dich sagen könnten?

Du kannst auch diese Sätze vervollständigen:
– Ich möchte nicht, dass Menschen glaube ich sei …
– Ich möchte gesehen werden als jemand, der …
– Ich würde sterben, wenn jemand wüsste, dass …
– Ich ertrage den Gedanken nicht, dass andere mich wahrnehmen könnten als …